Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1919 und zeigt das Schulgebäude in seinem damaligen baulichen Zustand mit Uhrenturm und einer Fassade mit Mauersteinen. Nach der Sanierung wurde die Fassade mit einem Glattputz versehen, auch die Fenstereinteilung wurde geändert.
Das Diesterweg-Gymnasium ist aus zwei Schulen hervorgegangen. Eine der beiden Schulen war die 78. Gemeindeschule, die 1895 als 9. Realschule anerkannt wurde. 1917 bekam sie dann den Namen Werner-von-Siemens-Realschule. 1938 wurde die Schule in Gontard-Oberschule für Jungen umbenannt.
Die zweite Schule ist die 1905 gegründete und vier Jahre später anerkannte 14. Realschule. Sie erhielt 1920 den Namen Diesterweg-Realschule. Da der heutige Name des Gymnasiums hier seinen Ursprung findet, wird das Gründungsjahr dieser Schule, also 1905, auch als das Gründungsjahr des Diesterweg-Gymnasiums genannt. Diese Schule war es auch, die den Weg für das Gymnasium ebnete, denn 1928 wurde der Ausbau zur Oberrealschule genehmigt, sodass 1931 das erste Abitur mit Englisch als erste Fremdsprache durchgeführt werden konnte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden beide Schulgebäude teilweise von Bomben zerstört, deshalb bezog die Schule Ausweichquartiere in Osterode im Harz, Ostpreußen und im damaligen ⇒Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien).
Nach dem Krieg wurden die beiden Schulen unter dem Namen Diesterweg-Gymnasium vereinigt und bezogen ein Gebäude in der Badstraße 22 im ⇒Bezirk Wedding.
Die Umgestaltung des Hauses in der Putbusser Straße nach der Fusion des Diesterweg-Gymnasiums mit dem Ranke-Gymnasium
Im Schuljahr 2001/2002 zog das Diesterweg-Gymnasium in das Haus in der Putbusser Straße und fusionierte mit dem Ranke-Gymnasium. Die in dem Gebäude ebenfalls ansässige Theodor-Heuss-Schule zog in das ehemalige Gebäude des Diesterweg-Gymnasiums in der Böttgerstraße. Aus Eigenmitteln wurde das Haus renoviert, u.a. strich die Schulleiterin, Frau Aschendorf, Teile des Flurs im Verwaltungstrakt persönlich. Der Fachbereich Kunst und dessen Leiter Herr Sohn hatten dabei eine besondere Rolle: Das Obergeschoss wurde in mehrjähriger Arbeit von Kunst-Leistungskursen unter Herrn Sohn umgestaltet.
Der Dialog zweier Auffassungen von Malerei als Wandbild
Unter anderem wurde ein Panorama als Wandbild (Höhe ca. 3,30m, Breite ca. 23m) gemäß dem Vorbild der niederländischen Meister erstellt: Der Meister gab die Grundstruktur vor, die von den Schülern durchaus auch mit gestalterischer Eigenleistung in den Details ausgeführt wurde.
Dabei kam es mehrfach auch zu intensiven (und manchmal auch lauten) Diskussionen über die konzeptionelle Ausrichtung der Malerei: Während Herr Sohn eine Ausführung präferierte, die das Geworden-Sein des Bildes erfahrbar macht, indem u.a. die Pinselführung als solche auch im fertigen Bild zu sehen sein sollte (und auch Teile der Skizzen, auf die die Farbe aufgetragen wurde), forderten die Schüler/innen eine Malweise, die dem Fotorealismus der 70er und 80er Jahre angelehnt war.
Herr Sohn ließ den Schülerinnen und Schülern, wenn sie ihre Konzeption konsequent genug vertreten haben, den Spielraum, ihre Konzeption zu verwirklichen, was man besonders an den Details des Bildes erkennen kann.
Meilensteine der Design-Geschichte: Ein Fahrstuhlschacht als Statement
Kunst ist nicht nur Malerei, auch die Formgebung von scheinbar banalen Alltagsgegenständen folgt ästhetischen Regeln. Eine weitere Aufgabe für die Schüler/inne war es, sogenannte Klassiker der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen („Design“) angemessen als Bild darzustellen. Mit diesen Bildern war der Fahrstuhlschacht des Aufzugs, der manchmal durchaus funktionierte, auch ein künstlerisches Statement.
Aufmerksamen Beobachtern fiel mehrfach auf, dass die Säulen im Obergeschoss mit der Zeichnung eines Giraffenhalses bemalt wurden, dabei gab es eine Korrespondenz mit zwei Giraffen auf dem Wandbild. (Die Frage nach dem Sinn dieser Korrespondenz hat Herr Sohn den Fragenden zurückgegeben.)
(Fast) jeder Diesterweg-Schüler als Künstler: Mitgestaltung der Schulfassade als mehrjähriger Prozess
Auf dem Bild der Gebäudefront ist die Gestaltung der Außenwände des Eingangsbereichs zu erkennen. Die spezielle Farbstruktur korrespondierte variierend mit der farblichen Grundgestaltung des Hauses (dunkelbraun und Orange) und wurde u.a. auch angebracht, um ästhetisch eher weniger ansprechende milieuspezifische Schmierereien zu verdrängen.
Sollte doch einmal ein Graffiti aufgetragen worden sein, konnten Schüler/inne dieses im Rahmen des Kunstunterrichts übermalen, sodass ein beträchtlicher Teil der Lernenden über mehrere Jahre aktiv an der Gestaltung der Schulfassade beteiligt war.